Heimat oder Destination Südtirol?

Eine kritische Sicht auf die Tourismusindustrie in einem Buch

© 2024 Heimatpflegeverband SüdtirolSeit Jahren schon wird vor der touristischen Überbelastung unseres Landes gewarnt. Die vielfachen Auswüche des Übertourismus sind laufend Thema in den Medien, die negativen Folgen für Umwelt, Klima, Landschaft und Lebensqualität stören immer mehr Menschen. Offener Protest regt sich. Wenn ein Land nur mehr als touristische Destination vermarktet wird, leidet die Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung in mehrfacher Hinsicht. Massentourismus im heutigen Ausmaß bedroht auch die Grundlagen einer Urlaubsregion: die Kultur- und Naturlandschaft, die Ruhe, den Erholungswert, die Gastlichkeit, die vielbeschworene “Authentizität”. Kann eine touristisch dermaßen überbeanspruchte Region noch Heimat sein?

Der Heimatpflegeverband setzt sich seit jeher für einen maßvollen und nachhaltigen Tourismus ein. Nun ist Südtirol aber seit Jahren die tourismusintensivste Region der Zentralalpen, an vierter Stelle in der ganzen EU. Doch die Branche wächst weiter, die touristische Bautätigkeit bleibt rege, der motorisierte Verkehr aller Art – vor allem aber touristisch bedingt – durch, nach und in Südtirol ist aus dem Ruder gelaufen. Aber es ist keine echte Kehrwende auf politischer Ebene wahrzunehmen, auch nicht durch den sog. Bettenstopp, der für eine sprunghafte Zunahme der Beherbergungskapazität geführt hat und weiter führen wird.

Deshalb hat der Heimatpflegeverband – mit Unterstützung des Vereins POLITiS – die Problemfelder der touristischen Überbelastung in einem Buch gebündelt: Der Band trägt die Analysen und Einschätzungen von 19 Fachleuten aus Südtirol, Nordtirol und dem Trentino zusammen und gibt einigen Stimmen aus Tourismushochburgen Raum. Sie sind geeint in der Sorge, dass unser Land nicht mehr lebenswerte Heimat bleibt, sondern zur bloßen Tourismusdestination degradiert wird.

Der Sammelband bringt Beiträge von Claudia Plaikner, Josef Rohrer, Hans Heiss, Thomas Benedikter, Hanspeter Niederkofler, Leonhard Resch, Stefan Perini, Wally Kössler, Michele Nardelli, Albert Willeit, Gerd Estermann, Elide Mussner, Florian Trojer, Alexander van Gerven, Christine Baumgartner, Hanspeter Staffler, Hanna Battisti und Michil Costa. Die Fotos stammen vor allem von Hanna Battisti und dem Nordtiroler Fotografen Lois Hechenblaikner sowie anderen Autoren. Ergänzt wird der Band durch fünf “Stimmen aus Tourismushochburgen Südtirols”, abgerundet wird er mit einem Gedicht von Sepp Mall.

Im Band werden verschiedentlich auch Alternativen zur touristischen Überentwicklung angesprochen. Es gibt Möglichkeiten, den Tourismus wieder zu einem vernünftigen sozial- und umweltverträglichen Maß zurückzuführen, die man endlich ernstzunehmen hat. „Im Sinne eines umfassenden und konkreten Heimatbegriffs soll der Lebensqualität der Bewohner und Bewohnerinnen die Priorität eingeräumt werden“, betonte die Obfrau des Heimatpflegeverbandes Claudia Plaikner bei der heutigen Vorstellung des Bandes in Bozen im Beisein von einem dutzend Mitautoren und Mitautorinnen.

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Heimatpflegeverband Südtirol/POLITiS (Hg.)
Heimat oder Destination Südtirol? Tourismus in Maßen statt in Massen
Verlag arcaedizioni Lavis, 2024, 208 Seiten
ISBN 978-88-88203-95-9
Euro 20,00