Mehr als nur Sommerfrische
Vom Menschen geschaffene Almen prägen die alpine Kulturlandschaft auf vielfältige Weise
Am„Tag der Landschaft“ der Stiftung Landschaft standen heuer die Almen und Almhütten und deren Bedeutung imMittelpunkt. Das nimmt der Heimatpflegeverband Südtirol – die Stiftung ist verwaltungsmäßig demVerband angeschlossen – zum Anlass, um das Thema in diesem „KulturFenster“ näher zu beleuchten.
Almen haben eine ungeahnte Bedeutung für Mensch und Natur. Durch die Almen wird die alpine Kulturlandschaft gestaltet, erhalten und gepflegt, die Biodiversität wird gefördert, und die Nutztiere erhalten gesundes Futter. Die Almflächen wurden seit der Sesshaftwerdung des Menschen der Natur abgerungen, die Almwirtschaft zählt damit zu den ältesten Nutzungsformen im Alpenraum. Die Bewirtschaftungspraktiken sind seit Jahrhunderten überliefert. Die große ökologische, landeskulturelle und wirtschaftliche Bedeutung der Almen ergibt sich aus der extensiven Bewirtschaftung, die zu Artenvielfalt und einer Abwechslung von offenen und geschlossenen Flächen führt. Die Almböden können größere Mengen an Wasser aufnehmen und daher den Oberflächenabfluss, die Erosionsgefahr,Überschwemmungen und Vermurung eindämmen. Almen bieten im Sommer zusätzliche Futterflächen. Auf den Talweiden kann so das Winterfutter erwirtschaftet werden. Wenn das Vieh aufgetrieben wird, stellt das eine Arbeitsentlastung für den Bauern dar, und die Tiergesundheit wird durch die „Sommerfrische“ auf der Alm gefördert. Durch das Angebot an naturnahen Produkten gewinnen Almen auch an touristischer Bedeutung. Almen können also schöne Beispiele dafür sein, wie sichNachhaltigkeit, Ökologie, Tradition und wirtschaftlicherNutzen vereinen. Mehr als nur Sommerfrische Vom Menschen geschaffene Almen prägen die alpine Kulturlandschaft auf vielfältige Weise Früher waren die Almen unter der Baumgrenzemeist in Blockbauweise, oberhalb der Waldgrenze in Stein- und Holzbauweise gebaut worden (der Begriff „Almen“ schließt auch die Gebäude mit ein).
Südtirols Almen in Zahlen 1700 Almen (großteils Hochalmen, über der Baumgrenze) 34% der Landesfläche sind Almen. 14% der Landesfläche sind reine Weiden. 78% der Almen sind erschlossen. 71% der Almen sind in Privatbesitz. 15% der Almen gehören Interessentschaften. 50% des Viehbestandes werden gealpt. 17% der gealpten Großvieheinheiten weiden auf zwei Dritteln der großen Almen. Große Almen sind eher selten und vor allem im Vinschgau zu finden. Dort sind viele Almen in Gemeindebesitz. Für Südtirol typischer sind kleinere Almen mit wenig Großvieheinheiten. |
Einige Almen sind wegen erschwerter Zugänglichkeit in ihrer ursprünglichen Form erhalten geblieben. Viele sind aber inzwischen – auch durch die Zufahrtsmöglichkeiten – abgerissen, umgebaut oder neu aufgebaut worden. Historische Almen sind in der Regel sehr funktional und einfach, sie weisen eine enge Verbundenheit mit der Landschaft auf und fügen sich organisch ins Gelände ein. Sie bestehen meist aus einfachen Wohnhütten (früher meist Einraumhütte, erst später dann oft Zimmer) und Ställen zur Unterbringung der Tiere, eventuell auch noch Sennhütten, wenn Melkvieh versorgt wurde. Eine Erhebung der Bausubstanzwäre sehr zu begrüßen, sodass quantitative Aussagen über historisch bedeutende Almen gemacht werden könnten. Eine Datierung ist meist nur über eine dendrochronologische Untersuchung möglich. Der heurige Tag der Landschaft wollte die kulturhistorische, ökologische und wirtschaftliche Bedeutung unserer Almlandschaften in den Fokus nehmen.
Claudia Plaikner
Text: Claudia Plaikner
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