Projekt "Heimatmappe" für Kinder
Grundschüler*innen spielerisch für wichtige Themen gewinnen
„Heimat und Jugend“ ist das Jahresthema 2022 des Heimatpflegeverbandes Südtirol. Das Gespräch mit jungen Menschen wurde in diesem Jahr vertieft, Ideen wurden geschmiedet, und das erste Projekt in
Zusammenarbeit mit den Schulen wurde ausgearbeitet.
Die Heimatpflege wird oft in eine Ecke gedrängt – in jene der Rückständigen, der Verhinderer, der Ewiggestrigen. Insbesondere junge Menschen wissen mit dem Begriff Heimat und deshalb auch mit dem Verband, der sich um die Heimatpflege kümmert, oft wenig anzufangen. Dabei verfolgen Heimatpfleger*innen im Grunde dieselben Ziele wie eine Fridays-for-Future-Bewegung – nur dass junge Menschen die Herausforderungen
eher global betrachten, während sich die Arbeit der Heimatpfleger*innen weitgehend auf lokale Gegebenheiten konzentriert. Gerade in den vergangenenMonaten hat sich aber im Rahmen des Bündnisses Klimaaktion Südtirol (Climate Action) gezeigt, wie gut die verschiedenen Organisationen, so unterschiedlich sie zusammengesetzt sein mögen, einander ergänzen.
Dennoch oder gerade deswegen ist es ein großer Wunsch des Heimatpflegeverbandes, vermehrt junge Südtiroler*innen für die eigenen Belange zu gewinnen, sie zu sensibilisieren – nicht nur für den globalen Klimaschutz, sondern auch für lokale Herausforderungen in den Bereichen Natur, Umwelt, Klima, Landschaft und darüber hinaus für kulturelle, gesellschaftliche und sprachliche Belange.
2022 hat der Heimatpflegeverband „Heimat und Jugend“ zum Jahresthema erklärt und sich übermögliche Projekte in diesem Zusammenhang Gedanken gemacht. Nun steht ein Projekt kurz vor seiner Fertigstellung: die Heimatmappe für Schulen.
Worum es geht
Schulbücher enthalten zwar jede Menge Wissen, richten sich aber in der Regel an Schüler*innen in Deutschland oder anderen deutschsprachigen Ländern. Vor allem in den Bereichen, in denen der Heimatpflegeverband tätig ist, fehlt der Bezug zu Südtirol.
„Diese Lücke wollen wir schließen“, sagt HPV-Mitarbeiterin Daniela Donolato, die das Projekt „Heimatmappe“ von Anfang an betreut und begleitet hat. In vielen Gesprächen mit Pädagog*innen,mit dem Katholischen Südtiroler Lehrerbund (KSL) und der Pädagogischen Abteilung des Landes wurden zunächst Themen und Methoden ausgearbeitet, um am Ende die Idee einer Heimatmappe für Schüler*innen aufzugreifen und konkret umzusetzen.
Was es ist
Die „Heimatmappe“ ist ein ca. 50-seitiges Heft mit Wissensblöcken, Geschichten und bunten Arbeitsblättern und einem praktischen bzw. handewerlichen Teil. Das Heft ist selbstverständlich nur eine schriftliche Grundlage. Den Großteil des Wissens und des Erfahrungsschatzes holen sich die Kinder im Rahmen eines möglichst lebendig gestalteten Unterrichtes. Für jede Schulstufe gibt es altersgerechte Themen bzw. Arbeitsblätter und Materialien. Gestaltet wurden diese von der Autorin Kathrin Gschleier und der Illustratorin Evi Gasser, die bereits mit „Mein Südtirol Buch“ bewiesen haben, dass man jungen Leser*innen Südtirol auf unterhaltsame Weise erklären kann.
Was es bezweckt
„Nur was man kennt, kann man schätzen und schützen.“ Mit diesem Satz beschreibt HPV-Mitarbeiterin Daniela Donolato ganz klar das Anliegen des Verbandes. Er möchte den Kindern und damit den Entscheidungsträger*innen von morgen Wissen mit auf den Weg geben, auf dass sie mit diesem Wissen und mit offenen Augen und Ohren durch ihre Heimat, durch Dörfer, Städte und durch die Natur gehen, diese schätzen und damit auch schützen lernen. „Kinder sind unheimlich aufnahmefähig“, weiß die Mutter von zwei Kindern aus eigener Erfahrung. Sie für wichtige Themen zu sensibilisieren und zum positiven Handeln zu motivieren, dazu soll auch das Projekt „Heimatmappe“ beitragen.
Wann es startet
Das Projekt „Heimatmappe“ ist derzeit im Aufbau. Die Unterlagen für die 1. Grundschulstufe sind fast fertiggestellt. Der nächste Schritt ist eine Probephase, für die sich einige Südtiroler Schulklassen zur Verfügung gestellt haben. „Es ist wichtig, dass wir direkt von der Zielgruppe, also von den Lehrpersonen, eine Rückmeldung erhalten. Auf dieser Basis wird danach gegebenenfalls noch am Inhalt gefeilt, bevor wir die Mappe drucken lassen“, erklärt Daniela Donolato. Wie es weitergeht Die Heimatmappe für alle Grundschulstufen ist das erste große Ziel, das der Heimatpflegeverband anpeilt. Es steckt sehr viel Arbeit hinter dem Projekt, weshalb für den zweiten Schritt – die Heimatmappe für die Mittelschule – noch kein Termin festgelegt ist.
Themenvielfalt in der Heimatmappe
Den Leitfaden des Projektes „Heimatmappe“ bilden Tiergeschichten mit jeweils einem Tier als Identifikationsfigur. Das Tier für die 1. Grundschulklasse ist der Bär, das Leitthema sind die Bräuche im Jahreskreis. Über die Geschichte der „kleinen Bärin Ursula“ werden die Kinder in den Jahreskreis mit den vier Jahreszeiten und den verschiedenen Bräuchen eingeführt. „Wir haben darauf geachtet, dass viel Gestaltungsspielraum für den Zugang zu den Leitthemen vorhanden ist“, erklärt Daniela Donolato. So stehen zwar die christlichen Bräuche von Lichtmess bis Dreikönig im Mittelpunkt. Doch haben die Kinder auch dieMöglichkeit, andere Bräuche einzubringen, die sie kennen, beispielsweise jene aus ihren Herkunftsländern, wenn ihre Familie nicht aus Südtirol stammt. Mit jeder Grundschulstufe soll auch der thematische Anspruch steigen. Der rote
Faden in allen 5 Stufen ist die Landschaft mit ihren verschiedenen Lebensräumen. „Naturmaterialien und Kulturtechnik“ lautet das Leitthema für die 2. Klasse, wobei u. a. das Handwerk von früher und heute kennengelernt werden soll. Die „Vielfalt des Lebens“ steht in der 3. Klasse im Mittelpunkt, wobei die Artenvielfalt genauso gemeint ist wie die Vielfalt der Dialekte und Sprachen. In der 4. Klasse geht es um „Kreisläufe in Natur und Kulturlandschaften“, während „Umwelt und Klima“, auch in Verbindung mit regionalen und saisonalen Kreisläufen, in der 5. Grundschulstufe zum Leitthema gewählt wurden.
Interview: Edith Runer
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