Die "guten Geister" der Burgen und Schlösser
Wer sind Südtirols Kastellan*innen?
Sie sind die „guten Geister“ der Burgen und Schlösser,wobei die Bezeichnung fast wörtlich zu nehmen ist. Denn Kastellan*innen, auch Kustod*innen genannt, sind sehr oft die einzigen ständigen Bewohner der historischen Gemäuer. Dort übernehmen sie wichtige Aufgaben und sind auch an der Erhaltung der kulturhistorischen Stätten wesentlich beteiligt.
Rund 80 mittelalterliche Burgen, dazu mehrere hundert Schlösser und Ansitze gibt es in Südtirol. Insgesamt dürften es an die 800 sein, und damit weist Südtirol die höchste Dichte an Wehrburgen und Herrensitzen in Europa auf. Einige Burgen haben bereits den Status von Ruinen, andere wurden ebenso wie einige Schlösser und Ansitze als Orte der Besichtigung erhalten und erlauben tiefere Einblicke in Geschichte und Kultur unserer Vorfahren. Mitunter geben die Eigentümer diese Gebäude in die Obhut von Kastellanen und Kustoden. Doch was und wer sind Südtirols „gute Geister“? Und was treiben sie an ihrem mittelalterlich anmutenden Arbeitsplatz?
Bezugspersonen vor Ort
Beginnen wir zunächst mit ihrer Bezeichnung. Beide Begriffe – Kastellan (lat. Castellanus = zu einem Kastell/einer Burg gehörig) und Kustos (lat. custos = Aufseher, Hüter, Wächter) – werden für Personen verwendet, die die Aufsicht über eine Burg oder ein Schloss haben. Man könnte auch sagen: Ein Kastellan ist der Kustos eines Schlosses bzw. einer Burg. „Die Kastellane sind unsere Bezugspersonen vor Ort“, erklärt Carl Philipp Baron Hohenbühel, der Präsident des Südtiroler Burgeninstitutes (SBI). „Ein Kastellan vertritt die Burg vor Ort nach außen, während die Eigentümer sie vor dem Gesetz vertreten und die Verwaltungsfragen entscheiden.“ Sie mit einemHausmeister gleichzusetzen, werde der Figur des Kastellans allerdings nicht gerecht, räumt Baron Hohenbühel ein, wenngleich sie sowohl handwerklich als auch verwaltungstechnisch geschickt und sich für nichts zu schade sein dürfen. „Die Aufgaben von Kastellanen gehen jedoch weit über die von Hütern einer Burg hinaus. Sie organisieren Führungen, kümmern sich um Schadens- und Versicherungsfälle, beaufsichtigen die Renovierungsarbeiten, die an solchen Bauwerken ständig notwendig sind und erledigen je nach Situation weitere Aufgaben, wie etwa Gartenarbeiten.“ In der Regel wohnen Kastellane, um bei diesem Begriff zu bleiben, auch in der Burg. „Das gibt den Eigentümern auch ein Gefühl der Sicherheit, falls nachts oder außerhalb der Öffnungszeiten einmal etwas passieren sollte“, sagt der Präsident des Burgeninstitutes.
Oft wohnen die Kastellane in der sogenannten Kastellanswohnung. Das mag praktisch klingen, ist jedoch auch mit großen Herausforderungen verbunden, wie die auf diesen Seiten angeführten Beispiele zeigen. Deshalb und auch wegen der Anforderungen an ihr Können, Wissen und Engagement sei es besonders schwierig, die richtigen Personen für diese Posten zu finden, weiß Carl Philipp Baron Hohenbühel aus Erfahrung.
Text: Edith Runer
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